Aktuelles aus Peru

Nachdem die schweren Einschränkungen durch die Pandemie endlich überstanden sind (in Peru herrschten über lange Zeit Ausgangssperren, die Schulen waren monatelang geschlossen, und auch die Frauenwerkstatt musste geschlossen bleiben), kehrt leider keine Ruhe ein.

Ende 2022 wurde der bei der indigenen Bevölkerung sehr beliebte, aber politisch unerfahrene Präsident Castillo mit dem Vorwurf eines versuchten Staatsstreichs festgenommen, und es brachen heftige Proteste mit Straßensperren und Generalstreik aus. Die Sicherheitskräfte konnten nur mit viel Gewalt und Todesopfern nach langer Zeit die Lage stabilisieren. In weiten Teilen Perus galten erneut Ausgangssperren. Die als nun neue Präsidentin eingesetzte ehemalige Vizepräsidentin Boluarte gehört zwar der gleichen Partei an, wird aber von der indigenen Bevölkerung nicht unterstützt. Die Lage bleibt fragil. Spätestens mit den nächsten Wahlen in zwei Jahren drohen erneut politischen Unruhen.

Die nächste gesundheitliche Bedrohung kam durch eine Dengue-Fieber Epidemie (eine durch Stechmücken übertragene Virusinfektion, die zu hohem Fieber führt). Es gab auch Krankheitsfälle im Projekt, aber durch finanzielle Unterstützung der jeweiligen Paten konnten alle Erkrankten die entsprechende Medizinische Hilfe bekommen und sind inzwischen wieder genesen. Inzwischen wurde aufgrund einer anderen Erkrankung, der Häufung von Fällen des Guillain-Barré Syndrom (GBS), zunächst für 3 Monate der Gesundheitsnotstand im Land ausgerufen. Dies hat jedoch mehr organisatorische Gründe, denn es ermöglicht dem Gesundheitswesen somit genug Medikamente zur Behandlung bereit zu stellen. Das GBS ist keine Infektion, sondern eine immunologische Reaktion, die in Peru immer wieder gehäuft nach Infektionswellen anderer Erkrankungen auftritt (zuletzt 2019). Eine Person des Projektes war diesmal betroffen, aber auch sie konnte entsprechend medizinisch versorgt und geheilt werden.

Die schweren Regenfälle der letzten Wochen haben die Wege des komplett am Berghang gelegenen Pamplona Alta wieder verschlammt. Die Hütten werden alle feucht. Die Bronchitiserkrankungen unter den Kindern nehmen zu. In einige Hütten regnet es kontinuierlich rein, sodass nun durch Spenden das Material für 4 neue Dächer angeschafft werden muss. Die Arbeiten werden von den Familien selbst durchgeführt.

Wirtschaftlich hat sich in den letzten Jahren die Situation wie überall verschlechtert. Da die Lebensmittelpreise stärker als in Deutschland gestiegen sind, mussten auch die monatlichen Aufwendungen für die Lebensmittelausgabe und die Gehälter der Mitarbeiterinnen vor Ort angepasst werden, um die Versorgung mit den Basislebensmitteln in gewohnter Weise aufrecht zu erhalten.

Während der noch härteren vergangenen Jahre hat sich aber auch gezeigt, wie solidarisch und hilfsbereit die im Projekt unterstützten Familien sind. Sie versorgten z.B. erkrankte Nachbarn regelmäßig mit ihren eigenen Nahrungsmitteln. Unsere Leiterin in Peru, Ana Maria Ragas, sorgt regelmäßig dafür, dass Familien (vorwiegend die Mütter), die sich nicht mit ihrer Arbeitskraft im Projekt einbringen, die Unterstützung wieder entzogen wird, damit sie anderen, engagierten Familien zu Gute kommt.

Dadurch hat sich eine Gruppe neuaufgenommener Mütter gefunden, die sich "fighting mums" nennen, und die nun mit einem Brief auf Deutsch(!) anlässlich der Jahreshauptversammlung für die Chance als Kleinstunternehmerinnen im Rahmen des Projektes bedankt haben.